Ein Freund hat mir empfohlen, einen Auslandsaufenthalt in Brasilien bei ProBrasil zu erleben. Schnell konnte er den Kontakt zu Uwe Weibrecht herstellen. Brasilianisch – unkompliziert, stand mein Brasilienaufenthalt nach einer Powerpointpräsentation auf seinem Tablet und einer Tasse Tee fest.
Für Vorbereitungen war wenig Zeit, da ich mitten im Examen als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger stand. Von meinen Plänen, wie weitere Mitglieder von ProBrasil in Deutschland kennenzulernen, einen Sprachkurs zu machen, sowie ein Visum zu beantragen, konnte ich nichts umsetzen.
Im Flugzeug nach São Paulo holte ich das Wörterbuch hervor. Fünf Minuten später beschloss ich, die Sprache lieber im Praktischen zu lernen. In São Paulo angekommen haben mich zwei sehr nette (einer Deutsch sprechend) Mitarbeiter abgeholt.
Ich hatte mein Zimmer mit Bett und Sofa neben dem Zimmer eines sehr netten Kollegen (Ubirajara). Den Flur weiter hinten wohnt ein weiterer Kollege (Douglas). Dieser Abschnitt befindet sich neben dem Haus, in dem sich die Kinder den Tag über aufhalten.
Hier habe ich morgens, bevor ich mit dem ProBrasil-Fahrer (Reginaldo) eine täglich unterhaltsame Fahrt zur Arbeit genießen konnte, noch einen Kaffee getrunken.
Abends nach der Arbeit und der kurzen Busfahrt von der Arbeit ins CCA habe ich mit meinen Kollegen gekocht (aus einer ständig gefüllten Vorratskammer), wir haben Pizza bestellt oder die Reste des Mittagessens gegessen. Das Essen ist ausgesprochen lecker!
Ein halbwegs stabiles W-LAN gibt es ebenfalls, sodass man gut nach Deutschland skypen kann.
Am Abend haben wir geplaudert, Portugiesisch gelernt, gebastelt, bei Freunden Filme gesehen, wir waren etwas trinken oder im Kino. Wenn man nicht zu müde von den ganzen Eindrücken und Sprachbarrieren ist, kann man abends noch viel unternehmen. Selbst das Busfahren ist immer wieder ein Abenteuer.
Gearbeitet habe ich in der ProBrasil-Zentrale im Viertel namens Álamos. Hier werden ebenfalls Kinder in zwei Gruppen morgens und nachmittags betreut. Wir haben gespielt, gebastelt, Capoeira trainiert, Fußball oder Brennball gespielt, im WM-Fieber Länderwissen aufgefrischt u.v.m. Für mich war es sehr faszinierend zu sehen, wie kreativ die Kinder im Basteln sind.Bruno Hille mit Kindern aus dem CCA
Sie sind alle sehr offenherzig und ausgesprochen interessiert. Die Sprachbarriere wird schnell mit wilder Gestik und Mimik sowie mit ausgesprochen langsamem Portugiesisch nach und nach gebrochen.
Für meinen Lernerfolg, was die Sprache anbelangt, ist zum Großteil meine Kollegin, die Erzieherin Rose-Andrea, verantwortlich. Fast täglich in der Mittagspause fragt sie mich ab, läuft mit mir durch das Haus und zeigt auf Gegenstände. Da ihre Kinder in Deutschland leben, hatten wir immer beide etwas davon. Auch die anderen Kollegen von ProBrasil sind alle ausgesprochen hilfsbereit, fürsorglich und verständnisvoll.
Ich habe auch einige Familien zu Hause besuchen dürfen. Für mich war es sehr spannend zu sehen, wie die Familien teilweise mit Hund und Katze und mehreren Kindern auf engstem Raum in der Favela leben. Sie machen zumeist einen sehr glücklichen Eindruck und fühlen sich wohl. Sie bestehen darauf mich einzuladen und zu bekochen. Eine Gastfreundschaft wie in Brasilien, habe ich nie zuvor erleben dürfen.
Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, einen Einblick in das Land, die Kultur und die Arbeit von ProBrasil bekommen zu haben, nebenbei helfen und mich nachhaltig engagieren zu können.