Mein Name ist Sandy Schneider und ich bin 27 Jahre alt. Ich lebe in Köln und habe Anfang 2017 meinen Master in Business Administration erfolgreich abgeschlossen. Bevor ich in den täglichen Arbeitsalltag eintrete, wollte ich im Ausland als Entwicklungshelferin tätig werden, um so den Menschen, die nicht wie ich die Möglichkeiten in ihrem Leben bekommen haben, eine gute schulische und akademische Ausbildung zu durchlaufen.
Daher habe ich mich schon 2015 auf die Suche nach Non-Profit-Organisationen gemacht, die ich gerne unterstützen wollte. Nach einiger Zeit bin ich auf die Vereinswebseite von ProBrasil gestoßen. Sofort habe ich eine E-Mail verfasst und wurde kurze Zeit später für ein erstes Treffen auf ihre 15 Jahres-Feier eingeladen. Das war der Anfang meiner Zusammenarbeit mit ProBrasil.
Nach dem ersten Treffen war mir schon klar, dass ich genau diesen Verein mit meiner freiwilligen Arbeit in ihren Bildungs-, Gesundheits-, und Entwicklungsprojekten tatkräftig unterstützen wollte. Dadurch, dass ich mich frühzeitig um einen Platz beworben hatte, konnte ich auch schon an verschiedenen Vorbereitungstreffen teilnehmen, wo andere Freiwillige kurz vor Ihrer Abreise eingewiesen wurden.
Nach zwei Jahren des Kennenlernens war auch meine Zeit für die Abreise nach Brasilien gekommen. Also bin ich am 14.03.2017 von Frankfurt aus nach São Paulo gestartet. Mein Aufgabengebiet war im Vorhinein nur grob angesprochen worden, aber mit der Zusage, dass sich die Aufgaben mit der Zeit ergeben und so filtern würden, dass sie auch am besten zu einem passen und man sich dadurch schneller eingliedern kann.
Gesagt, getan. Ich wurde am Flughafen herzlichst von der Betreuerin der Freiwilligen (meiner neuen brasilianischen Mutter, wie ich sie gerne nenne), Rose, empfangen. Nach einigen Tagen Einarbeitung in den verschiedenen Projekten und Kindertagesstätten stand für mich das Projekt „BaseCamp Álamos“ im Vordergrund, welches zum einen meine Unterkunft war und zum anderen auch ein Raumangebot für verschiedene Workshops hat.
Dort konnte ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten am besten einsetzen, da es zu dieser Zeit ein relativ neues Projekt war. Das Gebäude befindet sich inmitten der Favela, wodurch es dem Verein ermöglicht wird, noch näher bei den Menschen und den Problemen der Familien, Kinder und Jugendlichen zu sein. Meine Aufgaben dort umfasste, Englisch-Unterricht zu geben und einige weitere organisatorische Maßnahmen. Nach einer ersten Vorstellungsrunde mit den Kindern der „Aula de îngles“ konnte ich in etwa einschätzen, auf welchem Stand sie waren. Englisch-Unterricht war zu meiner Zeit zweimal die Woche im BaseCamp mit zwei unterschiedlichen Klassen organisiert. Außerhalb der Unterrichtszeit habe ich mich dann an die Beschaffung und Erstellung von Unterrichtsmaterial und sonstiger Hilfsmittel gemacht.
Dabei habe ich z.B. Vokabellisten Portugiesisch/Englisch und Anwesenheitspläne erstellt, Übungsaufgaben herausgesucht und kreiert, sowie Informationsblätter für die nachfolgenden Freiwilligen bereitgestellt. Diese ganze Arbeit am Laptop musste natürlich auch zu Papier gebracht werden, wozu ich dann immer ins Telecentro des Vereins gegangen bin, um die Unterlagen auszudrucken.
Außerdem war ich in der Kindertagesstätte CCA Fontes tätig. Dort konnten wir mit den Kindern viel basteln, tanzen und uns in der umgebenden Grünanlage beim Turnen, Fußballspielen oder Völkerball so richtig austoben.
All die wundervollen Mitarbeiter, Kinder und Erwachsenen sind extrem dankbar für die Unterstützung aus Deutschland, was man von jedem täglich zu spüren bekommt. Der ganze Verein und insbesondere meine engste Bezugsperson, Rose, haben mich als Teil ihrer Familie aufgenommen.
Wenn mir die Kinder aus der Favela auf der Straße in die Arme liefen oder mich mit strahlenden Augen im Kinderzentrum anblickten und über Deutschland und die Welt ausfragten, waren das die schönsten Momente, die ich je erlebt habe.
Durch Spenden, die meine Familie, insbesondere meine Mutter Gisela, während meiner Zeit in Brasilien, in Deutschland gesammelt hat und dem Verein zukommen ließ, konnten viele, für uns in der westlichen Welt oft nicht so bedeutsamen Artikel finanziert werden, wie z.B. ein großes Whiteboard als Tafel für den Englisch-Unterricht; eine Weltkarte, da viele von den Kindern nicht wussten, wo geografisch Deutschland überhaupt liegt und manche auch ihr eigenes Land Brasilien noch nie auf einer Weltkarte gesehen hatten; sowie einen Projektor für verschiedene Bildungspräsentationen und -videos.
Vor allen Dingen aber auch, um damit einmal die Woche „Cinema“ – einen Kinoabend – einzuführen. Dadurch haben die Kinder und Jugendlichen aus der Favela die Möglichkeit erhalten, sich über alles auszutauschen und von der Straße fern zu bleiben. Dies ist durch Mangel an Geld oder oft sehr lange Fahrten zu Freizeitmöglichkeiten sonst gar nicht oder nur sehr selten realisierbar.
Durch diese Einrichtung jetzt aber schon, und zwar in ihrer gewohnten Umgebung! Darüber hinaus wurde auch Büromaterial wie USB-Sticks, Mappen, Stifte beschafft, um das Projekt organisatorisch zu unterstützen und den Kindern, Jugendlichen und freiwilligen Helfern den Englisch-Unterricht etwas zu erleichtern.
Diesen Bedarf habe ich selbst nach einigen Beobachtungen und reiflicher Überlegung festgelegt und ausgesucht, da ich sicher bin, dass damit hauptsächlich dem BaseCamp Álamos am besten geholfen werden konnte.
Ich hoffe, ich konnte euch so einige Einblicke in meine Zeit als freiwillige Entwicklungshelferin in Brasilien bei der Associação ProBrasil vermitteln. Ich kenne nun den ganzen Verein vor Ort. Alle Mitarbeiter, Chefs, Kinder und auch teilweise die Familien aus der Favela. Diese Menschen sind auf uns und unsere Spendengelder aus Deutschland angewiesen, um ihnen Weiterbildung und -entwicklung zu ermöglichen.
Ein entscheidender Beitrag dazu, dass sich die Lebensbedingungen der Familien und insbesondere deren Kinder und Jugendlichen langfristig verbessern können. Bildung ist hierfür eine Grundvoraussetzung.