Liebe Freundinnen und Freunde von ProBrasil,
in der Mitte des Jahres möchte ich euch von unserer aktuellen Situation in Brasilien berichten und bei dieser Gelegenheit herzlich für eure Hilfe und Mitarbeit danken.
Die seit zwei Jahren anhaltende politische, wirtschaftliche und soziale Krise hat das größte Land Lateinamerikas schwer getroffen. Sie hat unmittelbare Folgen vor allem für die Ärmsten des Landes. ProBrasil hilft, diese Auswirkungen zu mildern. Dank eurer Unterstützung leistet unser Verein heute eine so umfangreiche Sozialarbeit für hilfsbedürftige Kinder und Familien wie noch nie in seiner 17- jährigen Geschichte!
Unsere drei Kinder- und Jugendzentren haben im vergangenen Monat täglich insgesamt 518 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mit Bildungs- und Sportmaßnahmen betreut, dies sind rund 70 Kinder mehr als im vergangenen Jahr. Alleine im Jardim dos Álamos betreuen wir heute 161 Kinder, obwohl der Platz für maximal 120 Kinder vorbereitet war. Weitere 20 Kinder warten auf eine Aufnahme.
Unsere Küche im Álamos hat im Juni mehr als 3800 Mahlzeiten zubereitet. Das Gemüse stammt aus nachhaltigem Anbau aus unserer Region. In den Kinderzentren Fontes und Recreio wurden jeweils 4500 bzw. 3070 Mahlzeiten ausgegeben.
Damit produziert unser ProBrasil-Team über 11.000 Mahlzeiten pro Monat und leistet somit einen entscheidenden Beitrag für ein gesundes Aufwachsen der uns anvertrauten Kinder.
In unserem Kinderzentrum Fontes werden derzeit 217 Kinder versorgt. Zusätzliche 32 Kinder sind auf der Warteliste. Diese Kinder wohnen in einem der strukturärmsten Wohngebiete, ohne jeglichen Zugang zu Kultur- und Sporteinrichtungen. Zunehmende Gewalt und ein kaum zu bewältigendes Chaos in der jetzt schon unzulänglichen Versorgung der Bewohner mit Gesundheitsdienstleistungen und im öffentlichen Transport üben einen dramatischen Einfluss auf die Entwicklung dieser Kinder aus.
In lediglich sieben Jahren ist die Bevölkerung unserer Region (Parelheiros) von knapp 150.000 Einwohnern auf 250.000 gestiegen. Eine wahrhafte Explosion der Anzahl der Bewohner in einer der ärmsten Regionen São Paulos, die in keiner Weise von einem Ausbau der urbanen Infrastruktur begleitet wird.
ProBrasil leistet einen entscheidenden Beitrag, um die Situation für die Einwohner zu verbessern: wir bieten unseren Kindern Capoeira-Kurse sowie Theater und Tanz an, lesen gemeinsam mit ihnen die einzige Kinder- und Jugendzeitung Brasiliens (JOCA), deren Abonnement eine Wohltäterin aus São Paulo ermöglicht, die in Düsseldorf aufgewachsen ist.
Indem wir Ausflüge in Stadtparks und Museen organisieren und gemeinsam mit lokalen Partnern wie der Guarda Municipal Ambiental (Umweltpolizei der Stadt São Paulo) Wanderungen im atlantischen Regenwald und im nahegelegenen Staatspark “Serra do Mar” organisieren, sensibilisieren wir die Kinder für den Umweltschutz und bieten zusätzlich eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an.
Unser Familiendienst (SASF) betreut mit 16 Mitarbeitern weiterhin rund 1000 Familien in 27 Wohnvierteln im äußersten Süden São Paulos. Im Juni 2017 wurden von unserem Team 52 Familien begleitet, die auf Grund von Altersarmut eine monatliche Sozialhilfe von lediglich 250 EUR erhalten.
Weitere 76 Familien, die von ProBrasil betreut werden, haben körperbehinderte Mitglieder ohne eigenes Einkommen. Dazu kommen 786 Familien, die andere Formen
von Sozialhilfe erhalten. Diese Hilfsleistungen werden in Brasilien nur dann vergeben, wenn jedem Mitglied der Familie weniger als 62 EUR pro Monat zur Verfügung stehen. Ein Betrag, der nur geringfügig über der von der Weltbank definierten Grenze für absolute Armut liegt.
ProBrasil hat im vergangenen Monat fast 500 Hausbesuche durchgeführt. Daher haben wir detaillierte Kenntnisse von den Schwierigkeiten, denen unsere Familien ausgesetzt sind. Allein im Juni haben wir für diese Familien 13 Workshops mit berufsbildenden Maßnahmen und zu anderen Themen durchgeführt.
Obwohl es uns bisher gelingt, fast 90% aller Ausgaben unserer sozialen Projekte durch
unsere Partnerschaft mit der Stadt São Paulo und anderen brasilianischen Partnern zu decken, sind die verbleibenden Mittel, die unser Förderverein zur Verfügung stellt, von ganz entscheidender Bedeutung. Ohne diesen Beitrag wäre es nicht möglich, eine kontinuierliche und zuverlässige Hilfsarbeit zu leisten.
Ich möchte euch daher herzlich bitten, unsere Arbeit weiterhin zu unterstützen und verbleibe mit herzlichen Grüßen aus São Paulo,
Euer Uwe