Hallo, wir, Eva und Feli, waren beide 2015 für ein paar Monate in Brasilien und haben als Freiwillige in den Einrichtungen von ProBrasil in Parelheiros, am Stadtrand von São Paulo, gearbeitet.
Die meiste Zeit verbrachten wir im CCA (Kinder- und Jugendzentrum) Recreio. Abgestimmt auf die Schulzeiten vor Ort arbeiteten wir zusammen mit unseren brasilianischen Betreuern in zwei Schichten, morgens und nachmittags.
Es wurde gemalt und gebastelt, getanzt und Englisch gelernt. Fußballspielen war auch immer eine beliebte Beschäftigung. Zwischendurch gab es einen Snack und eine warme Mahlzeit. Das Essen war übrigens gut und lecker! Mit Reis, Bohnen, Fleisch und Salat konnte man fast täglich rechnen. Aber selbst bei veganem Lebensstil ist man dank der buntgemischten Obst- und Gemüsesorten nicht zu kurz gekommen.
Die Pausen verbrachten wir mit den brasilianischen Mitarbeitern in sehr freundschaftlicher Atmosphäre. Hier hatten wir die Möglichkeit, unsere Portugiesisch-Kenntnisse zu verbessern. Auch wenn das Lernen der Sprache durch die ständige Interaktion leicht fiel, haben wir uns oft gewünscht, mit mehr Sprachkenntnissen nach Brasilien gereist zu sein.
Den zweiten Teil unseres Aufenthaltes lebten wir bei einer ganz lieben ProBrasil-Mitarbeiterin (Rose) in der Comunidade (Favela). Gerade diese letzten Wochen waren sehr ereignisreich und prägend. Inmitten der Favela lernten wir den Alltag und die Lebensgewohnheiten der dort lebenden bedürftigen Menschen kennen.
Hier ein kleiner Auszug aus Evas Tagebuch:
„Die Favela: von außen so unscheinbar. Erst merkte ich gar nicht, wie wir ihr immer näher kamen; wir bogen ab auf einen schmalen Trampelpfad, zwischen hohen Bäumen und Gestrüpp gingen wir immer weiter. Ich bin alle paar Sekunden über Steine, Wurzeln und Pfützen gestolpert, weil ich alle Eindrücke in mich aufsaugen wollte, dabei vergaß ich, auf den Boden zu schauen. Und dann waren wir schließlich drin. Viele kleine Häuser, die meist nur aus einem einzigen Raum bestehen, eng an- und übereinander gereiht. Irgendwo lief Musik, und die Leute auf der Straße grüßten Rose freudig. Ich wurde vorgestellt und ebenfalls begrüßt. Dann machten wir uns auf den Weg zu unserem (Roses) Zuhause. Wir gingen durch einen schmalen Gang, der vielleicht 1,5 m breit war, stiegen ein paar Stufen rauf und wieder runter und erreichten schließlich Roses Haus.“
In den darauf folgenden Wochen hatten wir die Möglichkeit, viele herzliche Nachbarn kennenzulernen. Wo immer wir auch hinliefen, trafen wir auf eine unglaubliche Gastfreundschaft und ein großes Gemeinschaftsgefühl, welches sich durch das selbstlose Teilen mit den Mitmenschen zeigte. Wir erinnern uns gerne an den Moment zurück, als wir bei Rose zu Hause Freunde zu Besuch hatten, und wir nicht genug Teller hatten. Rose rief daraufhin laut aus dem Fenster: „Precisamos pratos!“ (wir brauchen Teller), woraufhin wir fünf Minuten später mit Tellern von allen möglichen Nachbarn überhäuft wurden.
Trotzdem gab es natürlich Momente, die uns noch heute zum Nachdenken bringen. Die Lebensbedingungen einzelner Familien und besonders der Kinder haben uns sehr erschüttert. Aus diesem Grund haben wir uns damals dazu entschlossen, den Fokus unserer Arbeit auf die Familienunterstützung in der Favela zu legen.
In diesem Rahmen gingen wir mehrere Tage in die Unterkunft einer Familie, deren Kind im CCA Álamos betreut wird, und erreichten eine Neustrukturierung der Wohnung, die besonders für das Kind ein neues Lebensgefühl schaffte.
Manchmal begleiteten wir den Familiendienst SASF bei verschiedenen Einsätzen in der Favela und dokumentierten diese mit Fotos und Berichten.
Außerhalb der Arbeitszeiten unternahmen wir viel mit unseren Kollegen, die schnell zu Freunden wurden. Wir gingen ins Kino, trafen uns auf ein Glas Caipirinha oder saßen einfach bis spät in die Nacht auf der Terrasse und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Vor einem Aufenthalt bei ProBrasil sollte man sich überlegen, was man mit Kindern machen kann. Wir haben zum Beispiel Englisch- und Spanischunterricht gegeben, Weihnachtsplätzchen gebacken, gebastelt und Ausflüge begleitet.
Wir beide sind uns einig, dass die Zeit in Brasilien mit all den positiven und negativen Facetten für uns eine unvergleichliche und unvergessliche Zeit bleiben wird. Wir durften viele wunderbare Menschen kennenlernen. Unser Aufenthalt lehrte uns, das wertzuschätzen, was wir haben und auch in schwierigen Situationen die Hoffnung und den Optimismus nicht zu verlieren.
Wir denken gerne an unsere Erlebnisse und Erfahrungen in Parelheiros zurück und vermissen ein Stück die Gelassenheit, Spontanität, Lebensfreude, die gute Küche, die Musik und unseren dort gelebten Alltag.
An dieser Stelle danken wir ganz besonders ProBrasil Deutschland für die tolle Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung und dem ProBrasil-Team in São Paulo für die offene Aufnahme und Unterstützung.